Zahlen-Spezialist mit enger Verbindung zur Landwirtschaft
Dr. Franz-Peter Engling geht nach 23 Jahren als Geschäftsführer der LUFA Nord-West in den Ruhestand – Dr. Marc-Alexander Lieboldt tritt die Nachfolge an.
Wie reduziert man die Zahl der Standorte mit möglichst wenig Belastungen für Kundschaft und Belegschaft, und wie werden aus roten Zahlen möglichst schnell schwarze? Als Dr. Franz-Peter Engling Anfang 2002 zum Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) in Oldenburg (der heutigen LUFA Nord-West) bestellt wurde, galt es für ihn diese zentralen Fragen zu klären.
23 Jahre später bilanziert der dienstälteste Geschäftsbereichsleiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK): „Unser Qualitätsniveau und die hohe Kundenzufriedenheit haben uns profitabel werden und wachsen lassen – auf weit mehr als eine Million zu untersuchende Proben pro Jahr.“ Am Mittwoch (28.05.2025) ist Engling von Weggefährten und der Kammerspitze bei einer Feierstunde in Oldenburg in den Ruhestand verabschiedet worden.
„Herr Dr. Engling hat es geschafft, aus der LUFA Nord-West einen bedeutenden Dienstleister für Analytik und Bewertung zu formen, der seit vielen Jahren hervorragend auf die Bedürfnisse unserer Agrar- und Ernährungswirtschaft ausgerichtet ist“, sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje über den scheidenden LUFA-Chef. „Die große Bandbreite modernster Analyse-Möglichkeiten in den Instituten für Boden und Umwelt, für Düngemittel und Saatgut, Futtermittel, für Tiergesundheit und Lebensmittelqualität sowie die große Expertise der LUFA-Fachleute sorgen dafür, dass die Betriebe der grünen Branche und die LUFA-Kundschaft aus der Futter- und Lebensmittelindustrie sehr gute Voraussetzungen für eine sichere, effiziente, tier- und umweltgerechte Produktion haben.“
Engling ist seit Kindheitstagen eng mit der Landwirtschaft verbunden: Aufgewachsen auf einem bäuerlichen Betrieb im Kreis Helmstedt, absolvierte er nach dem Wehrdienst eine Ausbildung zum Landwirt. Anschließend studierte er Agrarwissenschaften in Göttingen. Am Institut für Tierernährung in Braunschweig (heute Teil des Friedrich-Loeffler-Instituts) schrieb er seine Doktorarbeit über Milchviehfütterung.
Zur Kammer – damals noch die Landwirtschaftskammer Weser-Ems – kam der Agrar-Spezialist 1990: Er wurde Referent für Futtermitteluntersuchung bei der LUFA Oldenburg. In den folgenden Jahren kam noch das Gebiet Saatgutuntersuchung dazu. Zum Ende seines ersten Jahrzehnts bei der LUFA erlebte der Fachmann eine für die Branche bedrohliche Bewährungsprobe mit: „Im Jahr 2000 begann die Krise rund um BSE, der Krankheit, die bei Rindern zu tödlichen Hirnschäden führt und die unter Umständen auf den Menschen übertragen werden kann – da es zu verhindern galt, dass die Krankheit über Futtermittel weiterverbreitet wurde, wuchs die Bedeutung unserer Futtermittelanalysen.“
Als kurz nach der Jahrtausendwende die damaligen beiden Kammern Weser-Ems und Hannover (die 2006 zur Landwirtschaftskammer Niedersachsen fusionierten) ihre Pläne konkretisierten, die Strukturen ihrer LUFA-Standorte zusammenzulegen und damit die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, bewarb sich Engling erfolgreich als Geschäftsführer der gemeinsamen LUFA Nord-West mit Sitzen in Oldenburg und Hameln: „Ich hatte immer schon Spaß an der Betriebswirtschaft“, begründet er seiner Wechsel von der Labor- zur Zahlenanalytik. Die Wende gelang: 2011 konnte Engling gemeinsam mit der Belegschaft und vielen Ehrengästen das 150-jährige Bestehen der wirtschaftlich gesundeten LUFA Nord-West feiern.
Vieles hat sich seit den 1990-er Jahren in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie gewandelt – genauso wie bei der LUFA: „Im Laufe der Zeit haben sich Qualitätsniveau und Schnelligkeit der Untersuchungsmethoden verbessert“, berichtet Engling. „Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft ist zwar die Zahl der Betriebe zurückgegangen – heute ist jedoch eine höhere Analysetiefe erforderlich, etwa auf Grund wachsender wissenschaftlicher Erkenntnisse und teilweise auch durch neue gesetzliche Anforderungen.“
Worauf es als Chef von rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ankommt? „Ich habe immer versucht, zuverlässig, gradlinig und damit im besten Sinne berechenbar zu sein“, sagt Engling. „Das schafft das nötige gegenseitige Vertrauen.“ Genutzt hat dies nicht zuletzt während der Corona-Pandemie 2020 bis 2022: „Die Laborarbeit konnten wir nicht einfach ins Home Office verlegen – da half nur umsichtige Personalplanung, damit wir den Dienstbetrieb aufrechterhalten konnten.“
Für die Zukunft sieht Engling in der Digitalisierung eine weitere Chance für die LUFA Nord-West, ihre gute Marktposition weiterzuentwickeln: „Eine weitere Automatisierung und der gezielte Einsatz Künstlicher Intelligenz kann bei der schnellen Beurteilung von Proben helfen und die Analysemethoden im Dienstleistungs- und im Forschungsbereich der LUFA weiter verfeinern.“
Für den neuen Lebensabschnitt freut sich Engling auf mehr Zeit für die Familie. Seinen Nachfolger hat er in den zurückliegenden Monaten detailliert mit den Amtsgeschäften vertraut gemacht: Dr. Marc-Alexander Lieboldt wird von 1. Juni an LUFA-Geschäftsführer sein. Der heute 37-jährige Veterinärmediziner kam 2020 als Digitalisierungs-Experte in den LWK-Fachbereich Tierzucht, Tierhaltung, Versuchswesen, den er seit 2022 leitete.
Wie sein LUFA-Vorgänger promovierte Lieboldt am Institut für Tierernährung in Braunschweig, allerdings in der Geflügelfütterung. Im Laufe seines Berufslebens bildete sich der gebürtige Hamburger zum Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik sowie zum Master of Veterinary Public Health weiter. Den großen Stellenwert fundierter Laboruntersuchungen für die landwirtschaftliche Ertrags- und Qualitätssicherung sowie für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt unterstreicht Lieboldt daher ausdrücklich.
„Die gute Zusammenarbeit mit Dr. Engling hat mir die Vorbereitung auf die neue Position sehr erleichtert“, betont der neue LUFA-Geschäftsführer. Daher werde es kommende Woche einen reibungslosen Übergang geben. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Herrn Dr. Lieboldt einen Fachmann aus den eigenen Reihen für die Geschäftsleitung der LUFA Nord-West gewinnen konnten“, betont Kammerpräsident Schwetje. „Damit haben wir beste Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich die LUFA-Fachleute in enger Zusammenarbeit mit den anderen LWK-Geschäftsbereichen weiterhin intensiv bei der Lösung von Zukunftsfragen der niedersächsischen Landwirtschaft einbringen werden.“