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Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) in der Landwirtschaft - Informationen für beruflich Exponierte

Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, welches auf der Schleimhaut (vorzugsweise auf der Nasenschleimhaut), seltener auch auf der Haut nachgewiesen werden kann. Bei intakter Infektabwehr verursachen diese Bakterien keine Infektion. Bei geschwächtem Immunsystem kann es allerdings zu schweren Infektionen kommen, die den Einsatz von Antibiotika erforderlich machen. Dabei hat sich gezeigt, dass Resistenzen gegenüber dem Antibiotikum „Methicillin“ aber auch gegenüber anderen Antibiotika auftreten können. Methicillin-resistente Staphylcoccus aureus werden mit dem Begriff „MRSA“ abgekürzt. Der nachfolgende Artikel informiert über die Risiken und die Möglichkeiten zum Schutz vor Infektionen.

Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das zur normalen Haut- und Schleimhautflora des Menschen gehört. Diese Besiedlung ist normal und muss nicht therapiert werden. Eine „Besiedlung“ ist abzugrenzen von einer „Infektion“, bei der Krankheitsbeschwerden bestehen (z.B. Fieber, Schmerzen, Wundrötung, Abszesse).

Normalerweise sind Infektionen durch Staphylococcus aureus gut durch Antibiotika behandelbar. Das ist jedoch anders bei Varianten die Antibiotika-unempfindlich geworden sind. Man spricht dann von „Antibiotikaresistenzen“.MRSA steht für „Methicillin-resistenter Staphylcoccus aureus“. Wobei „Methicilline“ die gängigsten Antibiotika darstellen (Penicillin, Amoxycillin…etc).

 Auch bei Tieren kommt MRSA vor; Haustiere und Pferde werden als Träger beschrieben. Ebenso wird er in der landwirtschaftlichen Schweine- Rinder- und Geflügelhaltung gefunden.

MRSA kann in verschiedene Typen eingeteilt werden. HA (Hospital Accuired) MRSA ist der Stamm der hauptsächlich in Krankenhäusern vorkommt. CA (Community Accuired) MRSA findet sich vornehmlich in der Bevölkerung und LA (Livestock Associated) MRSA lässt sich bei Tieren feststellen. Durch genetische Verfahren können die in den Nutztierbeständen gefundenen MRSA von beim Menschen anzutreffenden (HA- und CA-) MRSA  abgegrenzt werden.

Menschen die häufigen Kontakt zu den besiedelten Tieren haben, tragen den LA-MRSA sehr häufig selbst auf Ihren Schleimhäuten im Nasenvorhof. Auch bei Familienangehörigen kann LA-MRSA in seltenen Fällen nachgewiesen werden. MRSA ist also von Mensch zu Mensch übertragbar.

Diese Besiedlung durch MRSA ist eigentlich kein Problem für den Menschen weil der Keim auf den Nasenschleimhäuten zunächst keine Probleme verursacht.


Wie ist mit der Besiedlung umzugehen?

MRSA sollte die Schleimhaut oder Hautbarriere nicht überwinden und in den Körper gelangen.

Wenn MRSA in den Körper dringt und eine Infektion verursacht ist diese zwar nicht unbedingt aggressiver als eine Infektion durch Antibiotika-empfindliche Staphylococcus aureus, sie muss aber anders behandelt werden.

Risiken sind Operationen oder Verletzungen.

Vor (ambulanten) Operationen, ist es hilfreich zu wissen ob der Patient MRSA besiedelt ist oder nicht. Dazu kann ein Tupfer aus dem Nasenvorhof entnommen und auf MRSA untersucht werden. Diese Untersuchung wird nur von den Krankenkassen übernommen, wenn der Patient innerhalb der letzten sechs Monate einen stationären Krankenhausaufenthalt (mind. 4 Tage) hatte. Sollte die Untersuchung als IGEL-Leistung dem Patienten in Rechnung gestellt werden, ist mit Kosten von 5-50 € zu rechnen.

Mit dem Nasentupfer wird die Art des Bakteriums und dessen Resistenzen festgestellt, es wird ein Antibiogramm erstellt. Das Ergebnis liegt meist nach 2-3 Tagen vor. Weiß der Arzt, auf welches Antibiotikum der Keim sensibel reagiert, so kann er für die Behandlung des Patienten das geeignete Mittel gezielt auswählen.


Möglichkeiten zum Schutz

Eine Sanierung (Dekolonisierung) mittels einer wirksamen antibiotischen Nasensalbe, Waschlösungen und verschiedenen Hygienemaßnahmen kann vor der Operation erfolgen.

Fünf bis Sieben Tage lang wird täglich eine wirksame antibiotische Nasensalbe (z.B. Mupirocin) in beide Nasenlöcher gegeben. Die geeigneten Arzneimittel müssen von einem Arzt verschrieben werden, die Kosten übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Während dieser Woche wird zusätzlich dreimal täglich eine antiseptischen Gurgellösung angewandt (z.B. Ocetinol) und der gesamte Körper mittels antiseptischer Lösung gewaschen. Wasch- und Gurgellösungen gibt es ab etwa 20 Euro in Apotheken, sie müssen vom Anwender selbst bezahlt werden. Während der Sanierung sollten Zahnbürsten, Bett- und Nachtwäsche, Handtücher, Waschlappen, Cremes und Lippenstifte täglich gewechselt/erneuert werden.

Etwa drei Tage nach der Behandlung  wir erneut ein Tupfer aus dem Nasenvorhof entnommen und auf MRSA untersucht. Lässt sich der Keim nicht mehr nachweisen, war die Sanierung zunächst erfolgreich. Sie schützt aber nicht vor einer erneuten Besiedlung mit MRSA.

Wichtig ist, dass der Landwirt während der Sanierungstherapie und dem operativen Eingriff keinen Kontakt zu MRSA besiedelten Tieren hat. Da viele Landwirte ihre Tiere selber versorgen, ist das nicht immer einfach. Eine Besiedlung mit MRSA rechtfertigt keinen „gelben Schein“. Somit besteht kein Anrecht auf einen Betriebshelfer während der Sanierungsphase.  Es macht also Sinn zu wissen ob der Stall oder die Haustiere MRSA besiedelt sind.

Verletzt sich ein MRSA Träger, muss der Erreger nicht unbedingt eine Infektion verursachen. Wunden sind zu säubern und zu verbinden oder mit einem Pflaster zu versehen.

Wenn sich aber eine Entzündung oder Fieber entwickelt muss der behandelnde Arzt auf eine mögliche MRSA Infektion hingewiesen werden. Er kann dann schnell mit sogenannten „Reserve-Antibiotika“ wirksam eingreifen.

Wenn Menschen antibiotisch behandelt werden (z.B. wegen einer Halsinfektion) sollten sie den Kontakt mit MRSA besiedelten Tieren oder Ställen meiden, weil sie während der Therapie besonders anfällig für MRSA Keime sind.

Ist der Tierbestand MRSA besiedelt, lohnt eine Dekolonisierung nicht, weil der Landwirt ständigen Kontakt zum Erreger – der auch im Staub und in der Gülle nachweisbar ist – hat. Eine gute Stallhygiene und Personenhygiene ist aber unabdingbar, um eine Verschleppung des Erregers ins Haus oder auf andere Personen zu minimieren. So sollte der Landwirt sich beim Verlassen des Stalles umkleiden (sofern nicht rein/raus geduscht wird), die Hände gründlich waschen und desinfizieren. Beim säubern des Stalles ist es ratsam eine Atemschutzmaske mit Pollenfilter zu tragen. 


Lösungsansätze für das Problem MRSA

Zwar ist der Livestock associated (LA-)MRSA bisher nur an wenigen Infektionen beteiligt, doch hat er das genetische Potential weitere Resistenzen von anderen Erregern zu übernehmen.

In den Ställen sollte deshalb unbedingt auf einen selektiven Vorteil für MRSA verzichtet werden. Diesen Vorteil hat der Erreger wenn wir bei den Tieren Antibiotika einsetzen, die gegen MRSA nicht mehr wirken.

Kranke Tiere müssen behandelt werden, aber zu unserer aller Sicherheit sollte eine Keimbestimmung mit Antibiogramm erfolgen, bevor ein Antibiotikum eingesetzt wird. Das ist bei akut kranken Tieren  nicht immer machbar, weil die Tiere schnellstmöglich therapiert werden müssen. Blut oder Nasentupfer zur Erregerbestimmung und Resistogramm kann aber entnommen werden bevor die Medikation erfolgt. Ist das verwendete  Antibiotikum dem gefunden Keim gegenüber resistent, muss die Therapie dann gezielt angepasst werden.


Fazit

MRSA ist ein Erreger, der die Nasenschleimhaut oder Haut meist nur besiedelt, ohne klinische Erkrankungen zu verursachen.

Infektionen können auftreten, wenn die Haut/Schleimhautbarriere durchbrochen wird und der Erreger in den Körper eindringt. Dann muss eine schnelle Behandlung mit einem wirksamen „Reserveantibiotikum“ erfolgen.

Um Infektionen beim Menschen zu verhindern, macht es Sinn vor geplanten Operationen eine Erregerbestimmung und eventuelle Sanierung durchzuführen.

Hohe Hygienestandards helfen, den Erregerdruck außerhalb der Ställe zu minimieren.

Vor der Aufnahme in Krankenhäuser sollten Landwirte den häufigen Kontakt zu Nutztieren angeben, sich mittels Nasentupfer untersuchen lassen und mit ihrem Arzt besprechen, ob und wie eine Sanierung vor der Operation sinnvoll ist.

Bei akuten schweren Verletzungen ist es ratsam den Arzt auf eine eventuelle MRSA Besiedlung durch Tiere hinzuweisen. Der Arzt kann dann sofort mit einem „wahrscheinlich wirksamen“ Antibiotikum behandeln. Vor der Behandlung sollte aber unbedingt eine Erregerbestimmung und ein Antibiogramm erstellt werden. Wenn das zuerst verordnete Antibiotikum nicht wirkt, kann die weitere Behandlung gezielt erfolgen weil der Arzt durch das Antibiogramm weiß, welches Antibiotikum noch wirksam ist.

 

Bildnachweis

© Dr. med. vet. Friederike Reinecke