Die Energiebewertung Wiederkäuer GfE 2023: Was ist neu?


Neues Bewertungssystem der Energie für Wiederkäuer der GfE 2023 findet Einzug in die Praxis.
Welche neuen Parameter finden Sie auf unseren Prüfberichten und was haben sie zu bedeuten?
Die Energiebewertung Wiederkäuer GfE 2023: Was ist neu?
Vor nun gut zwei Jahren, im Herbst 2023 hat der Ausschuss für Bedarfsnormen der GfE (Gesellschaft für Ernährung) das neue System zur Energie- und Proteinbewertung der Grundfutter für Wiederkäuer vorgestellt. Die sogenannte „Blaue Broschüre“ trägt den Titel „Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgungen von Milchkühen“. Als Ziel zur allgemeinen Gültigkeit wurde der Herbst 2025 formuliert. Die Energiebwertung ist als anwendbar für alle Wiederkäuer beschrieben.
1. Die Bruttoenergie (GE) oder auch der Brennwert kann mittels Regressionsformel oder analytisch mittels Bombenkalorimetrie bestimmt werden. Letzteres ist sehr aufwändig und befindet sich aktuell in unserem Hause in der Etablierung. Wird aber nach Implementierung der Methode durch den Kunden zu beauftragen sein.
2. Kern ist hierbei die Verdaulichkeit der organischen Substanz (OMD), wofür die GfE für unterschiedliche Grobfutter Schätzgleichungen veröffentlicht hat. Die Formel für Maispordukte wurde bereits 2020 veröffentlicht, weshalb dieser Parameter schon seitdem auf den Prüfberichten für die entsprechenden Probenarten zu finden ist. In der letzten Veröffentlichung aus 2023 wurden die Formeln für grasbetonte Grünlandaufwüchse publiziert. Eine Ausweisung findet seit Juli dieses Jahres statt. Wichtig für die OMD ist das Futteraufnahmeniveau (FAN), da die Höhe der Futteraufnahme die Verdaulichkeit der organischen Masse direkt beeinflusst. Als Daumenregel gilt, dass diese sinkt, je höher die Futteraufnahme ist. Für die Getreide müssen Tabellenwerte herangezogen werden, da hierfür aktuell noch keine Regressionsformel vorhanden ist. Diese Werte stammen aus der neuen im Juli 2025 veröffentlichten DLG-Futterwerttabelle für Wiederkäuer, eine Verlinkung finden Sie am Ende des Textes. Auf den Prüfberichten werden die Werte für das FAN1 ausgewiesen, was eine TM-Aufnahme von 25 kg unterstellt (50 g TM-Aufnahme/kg LM0,75) und dem Erhaltungsbedarf gleichgesetzt wird. Für die Bedarfsermittlung der Kuh ist es also essenziell, die Futteraufnahme und darüber das Futteraufnahmeniveau zu bestimmen.
3. Die umsetzbare Energie (ME) wird basierend auf der GE sowie den Energieverlusten, die a) durch den Harn (UE) und b) durch den Methanausstoß (CH4-E) entstehen berechnet. Die NEL wird nicht mehr als Parameter für die Energiebewertung genutzt werden. Um allerdings die Umstellung auf das neue System ein wenig zu erleichtern, werden Sie auf unseren Prüfberichten noch mindestens die kommende Saison die Bewertung beider Energiebewertungssysteme finden.
Gegenüberstellung „ME-alt“ vs. „ME-neu“
Als einer der Vorteile der neuen Energiebewertung wird die Trennung von Futterbewertung und den Bedarfsnormen des Tieres genannt. Das heißt, dass wenn es Erkenntnisse in dem jeweiligen Teilbereich gibt, keine Änderungen in dem anderen Bereich vorgenommen werden müssen. Weiterhin werden gute Grobfutter energetisch besser bewertet als im bisherigen System, was in Abb. 1 graphisch bestätigt wird. Dort sind die ME-Gehalte jeweils nach der alten Schätzgleichung (y-Achse) sowie der neuen Schätzgleichung (x-Achse) berechnet gegeneinander aufgetragen. Links sind Grassilageproben und in dem rechten Teil der Grafik Maissilageproben abgebildet.
Proteinbewertung nach GfE 2023
Darüber hinaus ändert sich auch das Bewertungssystem der Proteine. Bisher wurde das nXP (nutzbare Rohprotein am Duodenum) für die Proteinbewertung verwendet. Dies wird künftig nicht mehr von Relevanz sein und nicht mehr ausgewiesen werden. Für das neue Proteinbewertungssystem werden aus der kürzlich veröffentlichten Futterwerttabelle Werte benötigt. Die Abbaudynamik des Proteins kann durch die Werte a (rasch abbaubare Fraktion des Futter-Rohproteins), b (potenziell abbaubare Fraktion des Futter-Rohproteins), c (Abbaurate der Fraktion b) sowie lag (Verzögerungszeit des ruminalen Rohprotein-Abbaus) dargestellt werden. Diese Abbaudynamik ist abh. von der Futterart. Sie werden zur Berechnung des effektiven Abbaus (EDG) benötigt.
Diese und weitere Parameter finden Berücksichtigung in der Berechnung des dünndarmverdaulichen Proteins (sidP). Weiterhin wird die bisher genutzte RNB durch den vergleichbaren Parameter RMD (Ruminale mikrobielle Differenz) ersetzt.
Neue Parameterbezeichnungen
Die Reformierung der Energie- und Proteinbewertung wurde darüber hinaus genutzt, um auch die Bezeichnungen verschiedener Parameter international vergleichbarer zu machen. Als grobe Leitlinie ist hierbei festzuhalten, dass bei den Abkürzungen der Rohnährstoffe das „X“ für das „C“ vom englischen Pendant „Crude“ weichen wird. So wird dann bspw. Rohprotein nicht mehr als XP, sondern als CP abgekürzt.
CA |
Rohasche (crude ash) |
CF |
Rohfaser (crude fibre) |
CH4-E |
Methan-Energieverlust |
CL |
Rohfett (crude fat) |
CP |
Rohprotein (crude protein) |
DE |
Verdauliche Energie (digestable energy) |
DOM |
Verdauliche Organische Masse (digestable organic matter) |
ED |
Verdaulichkeit der Energie (Digestibility of Energy) |
EDG |
Effektive Abbaubarkeit des Proteins in Abhängigkeit der Passagerate |
FAN |
Futteraufnahmeniveau |
GE |
Bruttoengergie (Gross energy) |
k |
Ruminale Passagerate |
MCP |
Mikrobielles Rohprotein |
ME |
Umsetzbare Energie (metabolic energy) |
OM |
Organische Masse |
OMD |
Verdaulichkeit der organischen Masse (organic matter digestibility) |
RMD |
Ruminale mikrobielle Differenz |
sidAA |
Dünndarmverdauliche Aminosäuren |
sidP |
Dünndarmverdauliches Protein |
UE |
Harnenergie |
Unsere Prüfberichte
Für die folgenden Produktarten können die Paramater der neuen Energiebewertung ausgewiesen werden: Grassilage, Frischgras, Heu, Maissilage, Frischmais, CCM, Getreide (Weizen, Gerste, Triticale, Roggen, nicht bei Mischungen).
Für TMR und auch GPS liegt aktuell noch keine Formel vor. Dort ändert sich nichts an der Ausweisung auf den Prüfberichten.
Handelt es sich bei Ihren Proben nicht um Grundfutterproben, sondern um Mischfutter-, oder Einzelfuttermittelproben, haben Sie nun auf dem Untersuchungsauftrag für Handelsfuttermittel ergänzend zu den bestehenden Paketen für die Bewertung nach NEL auch die Möglichkeit die Bewertung nach GfE 2023 zu beauftragen.
Die Proteinbewertung wird aktuell noch nicht auf den Prüfberichten abgebildet.
Link zur aktuellen DLG Futterwerttabelle
Weitere Hintergründe zur neuen Energiebewertung finden Sie auch in einem Artikel von Frau Meyer, LWK Niedersachsen
Downloads
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232 KB
Untersuchungausftrag wirtschaftseigene Futtermittel
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438 KB
Untersuchungsauftrag Handelsfuttermittel
Ansprechpartner

Draack, Laura Theresa
Laborbereichsleiterin Grundfutteruntersuchungen, Futtermittelmikroskopie, TierernährungJägerstr. 23 - 27
26121 Oldenburg
Tel.: +49 441 801-847
E-Mail: Laura.Draack~lufa-nord-west.de
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