Pferdefutter: Wie gut ist die Nährstoffversorgung durch das Heu?
Die letzten Wochen waren bestückt mit einigen sonnigen Tagen und das Gras befand sich im optimalen Reifegrad für die Heuproduktion. Diese optimalen Bedingungen haben die Betriebe genutzt und gemäht, gewendet und geschwadert. Vielerorts lag ein wunderbarer Heuduft in der Luft. Für eine Bodentrocknung warn auf Grund von leichtem Wind und hoher Sonnenstrahlung beste Voraussetzungen gegeben. Auf den meisten Flächen sind die Ballen bereits abgefahren worden. Was wird die diesjährige Ernte bringen?
Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Heugewinnung?
Erfolgt die Fütterung der Pferde überwiegend mit Heu und ist es die primäre Quelle der Nährstoffversorgung, sollten sich die Gräser in der Vollblüte befinden. Als Faustzahl weist der Bestand einen Rohfasergehalt von mehr als 29 % in der Trockenmasse auf. Dies kann durch eine Inhaltsstoffuntersuchung des noch nicht gemähten Aufwuchses überprüfen (Inhaltsstoffpaket Frischgras, Untersuchungsauftrag Pferdefutter). Dient das Heu jedoch nur als Ergänzung bzw. soll auf Grund verschiedener Krankheiten einen Energiegehalt (Zucker und Rohprotein) und hohen Rohfasergehalt aufweisen, sollte gegen Ende der Blüte geschnitten werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die ADFom-Werte (Cellulose und Lignin) höher, der Rohproteingehalt sowie der Energiegehalt niedriger als zu Beginn der Blüte; die Pflanze ist gealtert und hat Lignin eingelagert. Lignin kann durch die Pferde weder durch körpereigene Enzyme noch durch die Darmbakterien verwertet werden. Bei Heu aus überständigen Beständen gilt es auf Kotwasser zu achten, da das Lignin im Vergleich zu den anderen Fasern zusätzlich eine geringe Wasserbindungskapazität hat.
Werden die Ballen gepresst, weisen sie idealerweise eine Restfeuchte von ca. 15-16 % auf. Dies ist oft bereits nach vier Tagen erreicht, setzt aber ein häufiges Wenden voraus. Wird dieses Niveau an Restfeuchte nicht erreicht, besteht die Gefahr, dass die Futterhygiene nicht optimal ist und sich Schimmel bildet.
Für die Pferde wird auch ein Augenmerk auf den Zuckergehalt gelegt. Dieser sollte im fertigen Produkt bei <10 % (i.d. TM) liegen, dann besteht beim gesunden Pferd idR kein Risiko für die Förderung der Ausbildung von Hufrehe. Der Zuckergehalt ist durch die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes zu beeinflussen, da bspw. Arten wie das Deutsche Weidelgras sehr viel Zucker enthalten können, währenddessen andere Arten eher weniger Zucker einlagern. Als Beispiel hierfür sind das Wiesenlieschgras oder das Knaulgras zu nennen. Es gibt speziell für die Ansprüche der Pferde zusammengestellte Sortenmischungen (GP I), welche an dem Gütesiegel „Siegel der Freiwilligen Mischungskontrolle Niedersachsen“ zu erkennen sind. Dies und viel mehr ist in dem Praxishandbuch – Grünland für Pferde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen übersichtlich zusammengestellt (Praxishandbuch - Grünland für Pferde).
Zusätzlich zu der Option der Optimierung der Zusammensetzung des Bestandes, gibt es noch andere Stellschrauben den Zuckergehalt im Heu zu beeinflussen. Als erstes ist der Erntezeitpunkt zu nennen. Die Zuckerkonzentration im Gras folgt einer klassischen Normalverteilung über den Tag gesehen und erreicht in den Mittagsstunden die Spitze. Darüber hinaus hat die Sonne (Photosynthese) einen direkten Einfluss auf die Zuckerbildung, ist es bewölkt, ist also von geringeren Zuckerwerten im Aufwuchs auszugehen.
Pressen unter hervorragenden Bedingungen: ein Garant für gutes Heu?
Das unter den besten Voraussetzungen geerntete Heu kann unter schlechten Lagerungsbedingungen zu einer Gefahr für die Pferdegesundheit werden. Damit die Futterhygiene nicht durch Schimmelpilze, Hefen und andere Mikroorganismen herabgesetzt wird, müssen die Heuballen optimal gelagert werden. Hierfür gibt es ein paar gut umsetzbare Stellschrauben: Vermeidung von direkten Bodenkontakt durch Lagerung der Ballen auf Paletten, Vermeidung von direktem Kontakt zwischen den verschiedenen Ballenstapeln, Vermeidung von direktem Kontakt zu Hallenwänden, Vermeidung von Kontakt zu Regen. Die Heuballen brauchen also Luft und die Möglichkeit zu atmen! Bei Ballen mit nicht optimaler Restfeuchte besteht die Gefahr der Selbstentzündung. Dafür sollte nach dem Pressen regelmäßig die Temperatur überprüft werden, um die Gefahr abschätzen zu können.
Die Heuanalyse hinsichtlich der Bakterien- sowie Pilzkeimzahl (Untersuchungsauftrag Pferdefutter) liefert Aufschluss über einen möglichen Verderb. Hierfür ist es wichtig 10 bis 12 Wochen nach dem Pressen mit der Probenahme abzuwarten. Weitere Hinweise zum Vorgehen hinsichtlich der Probenahme haben wir für Sie in einem Artikel sowie einem Video zusammengestellt.
Start der Saison der Heuernte 2025
Auf den meisten Wiesen für die Heugewinnung sind die Heuballen des 1. Schnitts bereits abgefahren worden. Für die Umsetzung einer bedarfsgerechten Fütterung ist eine Heuanalyse hinsichtlich der Nährstoffgehalte (u.a. Rohprotein, pcv Rohprotein, Rohfaser, ADFom, aNDFom, Zucker, Fruktan, Rohasche, Energiegehalt) unabdingbar (Inhaltsstoffpaket Heu, Untersuchungsauftrag Pferdefutter). Als Zeitpunkt ist hier auch nach Abschluss der Schwitzphase zu empfehlen, da man währenddessen von marginalen Veränderungen ausgehen muss.
Für Heulage gelten ähnliche Zeitfenster der Beprobung. Hier muss der Silierprozess zwingend abgeschlossen sein – für die Probenahme für die Prüfung der Futterhygiene als auch für die Inhaltsstoffe. Hierfür liegt der Zeitpunkt nach dem Pressen bei ca. 6-8 Wochen.
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Ansprechpartner

Draack, Laura Theresa
Laborbereichsleiterin Grundfutteruntersuchungen, Futtermittelmikroskopie, TierernährungJägerstr. 23 - 27
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Tel.: +49 441 801-847
E-Mail: Laura.Draack~lufa-nord-west.de